30 Jahre FC Remscheid
Ein Blick in die Vergangenheit: Ein Verein mit Höhen und Tiefen
Am heutigen 1. Juli 2020 feiert der FC Remscheid einen runden Geburtstag, denn genau vor 30 Jahren wurde der FCR beim Amtsgericht ins Vereinsregister eingetragen. Als Gründungsjahr des Vereins gilt allerdings nach wie vor das Jahr 1908, der Geburtsstunde des BVL 08. Auf dem Weg zum neuen Vereinsnamen mussten damals einige Hürden aus dem Weg geräumt werden.
Nach dem zweiten Zweitliga-Abstieg des BVL 08 Remscheid im Jahre 1988 kam in Remscheid eine Diskussion in Gang. Kann eine Stadt wie Remscheid sich zwei ambitionierte Oberligisten leisten? Denn neben dem BVL 08 spielte auch der VfB Remscheid 06/08 in dieser dritthöchsten Liga. Die Wirtschaft der bergischen Stadt konnte auf Dauer keine zwei Vereine auf diesem Niveau unterstützen und so wurde über eine mögliche Fusion diskutiert.
Lange wurde in den beiden Remscheider Traditionsvereinen alles abgewogen. Eine mögliche Fusion war aber nicht durchsetzbar. Stattdessen fand man einen anderen Weg. Der BVL 08 sollte sich zum FC Remscheid umbenennen und lediglich die Fußballabteilung des VfB 06/08 dem neuen FCR beitreten. Der VfB Remscheid sollte dagegen mit allen anderen Abteilungen als eigenständiger Verein weiter existieren. Diese Lösung fand schließlich in beiden Vereinen eine Mehrheit, so dass der Weg zu einer konzentrierten Fußballmacht in der Stadt frei war.
Mit der Saison 1990/91 begann für Remscheid das Kapitel „FCR“. Überraschend schnell stellte sich der Erfolg für den FC Remscheid ein. Durch den VfB 06/08 kamen damals fünf ehemalige litauische Erstligaspieler aus Wilna zum neuen FCR. Die bekanntesten waren Viktor Bridaitis und Sigitas Jakubauskas, die sich schnell in die Herzen der Remscheider Fußballfans spielten.
FCR sorgt vorallem im DFB Pokal für Furore
Dazu standen Trainer Detlef Pirsig ohnehin mit Carsten Pröpper, André Stocki, Uwe Freitag, Martin Tilner, André Kröning und Co. schon sehr gute Spieler zur Verfügung. Die neue Mischung stimmte und so gewann der FC Remscheid gleich die Nordrhein-Meisterschaft vor Alemannia Aachen und dem Wuppertaler SV. Dazu holte der FCR auch noch den Niederrhein-Pokal nach Remscheid. Im DFB-Pokal sorgte der „neue“ Verein ebenfalls direkt für Furore. Nach Siegen über den Zweitligisten Fortuna Köln und den Bundesligisten Borussia Mönchengladbach stand der FCR im Achtelfinale des Deutschen Fußball-Pokals. Dort schieden die Blau-Weißen unglücklich mit 2:3 nach Verlängerung gegen Hessen Kassel aus.
Die Oberliga-Meisterschaft 1991 bedeutete gleichzeitig die Qualifikation zur Teilnahme an der Aufstiegsrunde zur 2. Bundesliga. Souverän setzte sich hier der FCR gegen die Konkurrenten des VfL Wolfsburg, Göttingen 05, SC Verl und Tennis Borussia Berlin durch. Der Verein stieg wieder in den Profifußball auf. Zum dritten Mal – und zum dritten Mal nach dem BV 08 Lüttringhausen und dem BVL 08 Remscheid unter einem anderen Namen.
Als Folge der Deutschen Einheit wurde die 2. Liga für ein Jahr in die Gruppen Nord und Süd aufgeteilt. In der Nordgruppe erreichte der FCR einen sensationellen 7. Platz und scheiterte nur knapp an der Teilnahme zur Bundesliga-Aufstiegsrunde. Im zweiten Jahr in der 2. Bundesliga spielten dann 24 Vereine gemeinsam in einer eingleisigen, gesamtdeutschen Liga. Es gab sieben Absteiger und das war zu viel für den FCR. Nach zwei Jahren Profifußball in Remscheid ging´s zurück in die Oberliga Nordrhein.
In der Spielzeit 1993/94 sollten sich die besten Vereine der Oberliga für die danach startende Regionalliga qualifizieren. Durch den erforderlichen Umbruch in der Mannschaft nach dem Abstieg aus der 2. Bundesliga lief es nicht rund und der FCR erreichte in der Oberliga Nordrhein nur einen achten Platz und verpasste knapp die Qualifikation für die Regionalliga. Erst zwei Jahre später gelang dem FC Remscheid, inzwischen wieder unter Erfolgstrainer Pirsig, nach der Oberliga-Vizemeisterschaft und einer erfolgreichen Aufstiegsrunde der Sprung in die Regionalliga West/Südwest. Diese Liga war eine von drei Regionalligen in Deutschland und inzwischen die dritthöchste Spielklasse.
Zweimal schaffte der FCR den Klassenerhalt. Detlef Pirsig wechselte nun zum aufstrebenden Oberligisten FC Wegberg-Beeck. Neuer Trainer der Bergischen für das dritte Regionalligajahr war der Ex-Schalker Klaus Scheer. Für den FC Remscheid sollte es jetzt knüppeldick kommen. Statt einer mittelfristig angestrebten Rückkehr in den bezahlten Fußball stand Remscheid nach sieben Spieltagen am Tabellenende. Dann platzte die Bombe: Der FCR war zahlungsunfähig und musste Insolvenz anmelden. Dass es überhaupt beim FCR weitergehen konnte, hatte der Verein großzügigen Sponsoren verdanken. Zudem trat der deutsche Rekordmeister FC Bayern München im Februar 1999 mit all seinen Stars im Röntgenstadion an. Mit den Einnahmen konnte sich der FC Remscheid über Wasser halten.
Größe Sprünge waren aber nicht mehr möglich und so waren drei Abstiege innerhalb weniger Jahre die logische Folge. Die Talfahrt konnte erst in der Spielzeit 2003/04 gestoppt werden. Der FCR war inzwischen in der Landesliga angekommen. An dieser Ligenzugehörigkeit sollte sich bis zum heutigen Tag wenig ändern. Einmal schaffte der FCR den Aufstieg in die Verbandsliga und einmal ging es sogar runter in die Bezirksliga.
Mit Marcel Heinemann in die Zukunft
Dennoch sind die Verantwortlichen des FC Remscheid optimistisch, dass es in naher Zukunft wieder aufwärts gehen wird. Der neue Trainer Marcel Heinemann hat ein junges Team zusammengestellt, das gespickt ist mit Talenten, von den einige sich bereits in der Jugend-Bundesliga bewährt haben. Es bleibt zu hoffen, dass dem Coach mit dem FCR die Wende gelingen wird und der Verein im Laufe der nächsten Jahre wieder höherklassig spielen kann. Eine Stadt in der Größe Remscheids sollte einen Fußball-Club oberhalb der Landesliga haben!
Glückwunsch FCR zum Jubiläum! Jetzt nicht ausruhen, sondern Ärmel hochkrempeln, angreifen und Erfolg haben! Wir freuen uns auf die nächsten Jahre!
Von: Jürgen Somborn
Titelbild: Jubel, Aufstiegsrunde 1991, Jakubauskas, Kröning, Betreuer Neumann, Kosanovic, Griehsbach und Freitag. Foto: Michael Sieber – Bilderwerkstatt21